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Das unterschätzte Inland Sardiniens

  • Nadine
  • 14. Juli 2019
  • 5 Min. Lesezeit

Aktualisiert: 25. Aug. 2019

Der nächste Morgen bricht an und wir bereiten uns für die Fähre ans Festland von Sardinien vor. Die Fähre ist wie bereits bei der Hinfahrt sehr unkompliziert und nach 20 Minuten befinden wir uns wieder auf Sardinien. Nach Einkauf und längst überfälligem Bus-Putz möchten wir in San Teodoro einen Zwischenstopp einlegen, bevor’s dann weiter entlang der Ostküste Richtung Süden geht. Wir entscheiden uns in einem Kaffee für den nächsten Ort zum Übernachten und fahren wenig später los Richtung Berge.

Der Weg zu unserem heutigen Plätzli wird immer steiler und schmaler und bald befinden wir auf einem Schotterwägli, das gerade so breit wie unser Bus ist, bei den Spitzkehren müssen wir sogar retour rollen, um die Kurve zu nehmen… Hier oben kann es einem schon ganz schön mulmig werden. Endlich oben angekommen werden wir dafür mit einem tollen Panorama und absoluter Einsamkeit entschädigt. Nach dem Znacht vom Grill möchten wir die schöne Aussicht mit der Drohne festhalten. Die Aussicht von hier oben ist wirklich einmalig und der Nebel im Tal hebt die Schönheit der Natur nur noch mehr hervor. Auf einmal taucht eine Schweinefamilie auf der Strasse auf. Sie machen nur kurz Halt um uns zu begutachten und ziehen dann weiter ihres Weges. Was für ein Glück, dass unsere Drohne genau diesen Moment erwischt! Die ganzen nächtlichen Widschwein-Safari-Exkursionen waren ja wirklich abenteuerlich, aber so nah sind wir den tollen Tieren noch nie gekommen und ich frage mich, wie man bloss mit seinem Gewissen verantworten kann, diese knuffigen Tierchen zu verspeisen. Der einzige Minuspunkt an diesem Plätzchen ist die immer schlimmer werdende Fliegenplage… Es ist tatsächlich kaum noch zu ertragen, wohin wir auch gehen, Millionen von Fliegen erwarten uns schon.

Am nächsten Tag brechen wir erneut auf, wir wollen die schöne Schlucht von Gorropu bewandern, welche angeblich die längste Steilwand Europas beheimaten soll (500 Meter). Wir kommen an einem kleinen Parkplatz an, wo uns direkt die Werbung für den Jeep-Transfer ins Auge sticht. In Flip-Flops und Pyjama steigen wir aus und erkundigen uns, wo und wie man hier wohl am besten Wandern kann. Die nette junge Dame vom Jeep-Transfer macht uns mehrfach darauf aufmerksam, dass man für den Abstieg WIRKLICH GUTE SCHUHE benötige (und wirft dabei verstohlene Blicke auf meine lustigen Flip-Fops aus Portugal). Wir denken uns ja,ja… Die Wanderung machen wir noch vor dem Z’morgen und schmunzeln ein bisschen. Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall… Der Abstieg gelingt uns ja noch recht gut, ok etwas erschöpft kommen wir nach etwas mehr als 4 Kilometern des immer steiler werdenden Weges im hübschen Tal mit Flüsschen an.

Dass man für den Canyon noch einmal gut 1.5 Stunden einrechnen muss konnte im Voraus ja auch wirklich keiner ahnen. Naja, wir haben es ja jetzt schon bis hierher geschafft, Aufgeben? Für uns keine Option. Also los, Chewie ab ins Körbchen, Milo in den Armen (Im Canynon muss man nämlich klettern, kein Vergleich mit den SUVA-geprüften Wanderwegli der Schweiz) und ab geht die Post. Der Canyon ist tatsächlich ein einmaliges Erlebnis und wir sind froh über den kleinen Wasserfall, unter dem wir uns eine Abkühlung gönnen können. Manche deutschen Touristen fragen sich, wie diese kleinen Hunde wohl den steilen und anstrengenden Abstieg bewältigt haben und wir sind tatsächlich ein bisschen stolz auf unsere zwei Zwerge.

Komplett erschöpft, verschwitzt und müde kehren wir vom Canyon ins Tal zurück, flanieren ein Weilchen an einem natürlichen Pool, erfrischen uns, während die Hunde ein wohlverdientes Schäfchen machen und keiner von uns beiden will das Unaussprechliche aussprechen…. Langsam müssen wir für den Aufstieg aufbrechen, bevor es dunkel wird.

Also gut, wir haben die Sache etwas unterschätzt und die nette Dame vom Jeep-Verleih hat wohl doch nicht übertrieben… Knapp vor Einbruch der Dunkelheit kommen wir völlig ausser Atem endlich bei unserem geliebten Hektor an. 1400 Höhenmeter, 12 Kilometer und eine halbe Ewigkeit waren wir unterwegs. Man könnte meinen, nach so einem Tag würde man müde ins Bett fallen aber nein, in dieser Nacht können wir kaum schlafen, warum wissen wir leider nicht. Früh morgens (Schlaf finden wir ja eh nicht mehr) geht es weiter Inland mit dem Ziel La Stiddiosa, ein anscheinend sehr schöner Wasserfall. Da wir aber nicht den ganzen Weg auf Einmal fahren möchten halten wir spontan an einem Parkplatz in der Nähe einer Grotte an. Die Grotte scheint jedoch nicht geöffnet zu sein aber nach einem kurzen Check auf unseren digitalen Karten soll es hier ebenfalls einen kleinen Wasserfall in Geh-Weite haben. Trotz der vortägigen Tortour machen wir die Hunde bereit und marschieren Richtung Wasserfall. Der Weg ist zum Glück nicht zu lang und nach ca. 30 Minuten erreichen wir den Wasserfall Su Stampu de su Turrunu. Wir sind überwältigt vom Wasserschauspiel, welches direkt aus dem Gestein zu entrinnen scheint. Kevin nimmt eine spontane «Regenwalddusche» =). Was für einen Glückstreffer wir hier doch gelandet haben und das an unserem 6. Jahrestag!:D

In der anschliessenden Nacht können wir deutlich besser schlafen und fühlen uns für die nächste Wasserfallwanderung zum Sa Stiddiosa bereit. Wir fahren früh morgens nochmals ca. 1 Stunde, bevor wir unseren Hektor an einem Waldwegli abstellen und wir unsere Sachen zum Wandern packen. Mittlerweile sind wir schon sehr gut eingespielt und es dauert nicht lange bis wir alles parat haben. Nach keinen 200 Metern werden wir schon von einer grösseren Ziegen-Herde begrüsst und vor allem Chewie wird neugierig beäugt. Das fängt schon mal gut an =). Zum Wasserfall müssen wir auch hier Talwärts mehrere hundert Höhenmeter wandern (kommt uns irgendwie bekannt vor und haben wir nun ja schon etwas geübt…), jedoch scheinen wir heute gewappneter zu sein als vor zwei Tagen. Endlich unten angekommen erblicken wir den Traumhaften Bergbach, in welchem sich über eine steile Klippe ein weiteres Bächli über mehrere Stufen tröpfelnd ergiesst. Hier ist es wahnsinnig paradiesisch, wir können uns sogar am Sandstrand des Baches sünnellä. Nicht nur das Wetter haben wir auf unserer Seite, auch scheint heute sonst niemand den Wasserfall als Ziel zu haben und wir sind tatsächlich den ganzen Tag völlig alleine. Naja, nicht ganz… Ein paar kleine Schlangen teilen sich die Abkühlung mit uns. Wir geniessen das glasklare Wasser, schwimmen durch den nieselnden Wasserfall und sonnen uns anschliessend am Ufer. In dieser Reihenfolge. Wir sind uns sicher, dies ist eines der absoluten Highlights in unserer bisherigen Reise, aber wer kann das schon noch genau sagen, nach all diesen Abenteuern…

Der Rückweg mit seinen 400 Höhenmetern (wieder bergauf…) gestaltet sich zwar mühsam, mit vielen kleinen Pausen kommen wir jedoch wieder erschöpft und zufrieden bei unserem Hektor an. Trotzdem hat sich die Wanderung auf jeden Fall gelohnt!

Nach den letzten drei intensiven Wandertagen möchten wir nicht mehr gross weiterfahren und begeben uns zum nahegelegenen Campingplatz, wo wir unsere Wäsche machen möchten. Leider hat's hier aber keine Waschmaschine, also müssen wir von Hand waschen. Zuerst nur die Bettwäsche, dann noch ein paar Kleider, die man grad braucht und zuletzt haben wir schliesslich doch alles (d.h. die Wäsche von 3 Wochen) von Hand gewaschen und aufgehängt. Nach zwei Tagen Campingplatz ist unserer Wäsche endlich trocken und wir machen uns auf, Richtung Westküste. Wer hätte gedacht, dass das Inland von Sardinien solch traumhafte Landschaften zu bieten hat!

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